Aus dem Werkzeugkasten: Design Dash

Partizipative Gestaltungsprozesse mit Design Thinking

Nina Kelm
Nina Kelm
Erstellt am 21.02.2024.

Der Design Dash ist eine vielseitige Aktivität, die Elemente des Design Thinkings einführt und sowohl als Einführung in das Konzept als auch als eigenständige Übung genutzt werden kann. „Design Thinking ist eine Haltung und ein systematischer Ansatz, mit dem man in kollaborativen Teams innovative und lebenszentrierte Lösungen für komplexe Probleme aus allen Lebensbereichen entwickelt. Im Gegensatz zu vielen Herangehensweisen in Wissenschaft und Praxis, die Aufgaben von der technischen Lösbarkeit her angehen, steht hier der Mensch im Fokus“ (Hasso-Plattner-Institut. o. D.).

Der Design Dash ist eine Mischung aus Sprint und einer kleinen Kostprobe, die darauf abzielt, Ideen schnell zu externalisieren und kreative Lösungsansätze in Teams zu fördern. Die Aktivität ist darauf ausgerichtet, Herausforderungen rund um menschliche Bedürfnisse zu erkunden und zu definieren, wobei die Teilnehmer dazu ermutigt werden, schnell Entscheidungen zu treffen und Ideen mit Hilfe von Prototypen zu testen. Der Design Dash ist anpassbar an verschiedene Zeitrahmen, Erfahrungsniveaus und Umgebungseinstellungen und erfordert lediglich grundlegende Materialien wie A3-Ausdrucke, quadratische Haftnotizen, Stifte und Materialien zum Bauen. Entwickelt wurde der Design Dash als Open-Source-Projekt und steht kostenfrei zur Verfügung, solange die Urheber korrekt angegeben und etwaige Modifikationen unter einer Creative Commons-Lizenz veröffentlicht werden.

Der Design Dash ist im pdf- und PowerPoint-Format verfügbar, eine englischsprachige Anleitung ist ebenfalls herunterladbar.

» Zum Design Dash

Anwendungsbeispiel

Im folgenden werden unsere Erfahrungen mit dem Design Dash in Zusammenarbeit mit 13 Schüler:innen verschiedener Förderschulen im Rahmen der Entwicklung einer App dargestellt. Hierbei stand die Frage im Fokus, welche Charakteristika eine App zur Jobsuche aufweisen müsste, um den Bedürfnissen und Wünschen der Schüler:innen gerecht zu werden. Die Schüler:innen arbeiteten in Gruppen mit je vier Personen zusammen, wobei der Design Dash individuell auf Thema und Zielgruppe angepasst worden ist. Im Gestaltungsprozess durchliefen sie mehrere Phasen:

  1. Lernt euer Team kennen

    Zu Beginn nannte jede Person ihren Namen sowie drei Gedanken zum Thema „Einen Job finden“ und erklärte diese gegebenenfalls genauer.

  2. Betrachtet eine neue Sichtweise

    Je eine Person verließ nun die Gruppe und schloss sich einer anderen Gruppe an. Dort wurde sie nacheinander zu zwei Themen interviewt: a) Stell dir vor: Du möchtest einen Job finden. Was ist dabei wichtig für dich? b) Stell dir vor: Du benutzt eine App. Du möchtest mit der App einen Job finden. Wie sollte die App sein?

  3. Findet das Problem

    Alle Personen kehren in die ursprünglichen Gruppen zurück. Die Schüler:innen stellen die interviewten Personen vor und versuchen die folgenden Fragen zu klären: a) Was braucht die Person? Was glaubt die Person, was das größte Problem ist? b) Was ist euch aufgefallen, was die Person nicht sieht? Worin könnte das Problem außerdem bestehen?

  4. Entwickelt eine Idee

    Die Schüler:innen überlegen sich: Wie können wir das Problem von unserer:unserem Interviewpartner:in lösen? Dazu nutzen sie ihre Erkenntnisse aus der vorhergehenden Phase, insbesondere in Bezug auf die Frage „Was ist euch aufgefallen, was die Person nicht sieht?“.

  5. Testet euren Entwurf

    Die Schüler:innen stellen ihren Interviewpartner:innen die entwickelten Ideen vor und befragen die Personen, was sie dazu denken. Darüber hinaus sammeln sie neu aufgekommene Fragen und weitere Ideen. Die Ideen der Schüler:innen sind anschließend zur weiteren Verwendung in der Appentwicklung geordnet erfasst und verarbeitet worden.

Weitere Phasen des Design Dash

Betrachtet man die Originalversion des Design Dash, so fällt auf, dass die vorgestellte Variante gekürzt und vereinfacht worden ist, was auch aufgrund von zeitlichen Ressourcen geschah. Allen voran die letzte Phase, die Iteration des Prototypen, sei an dieser Stelle noch erwähnt. In dieser Phase findet die Überarbeitung der Ideenvorschläge entsprechend des gewonnenen Feedbacks statt, sodass die Ideenvorschläge verbessert und den Bedürfnissen und Wünschen der interviewten Person besser entsprechen können. Auf diese Weise können die Lösungsideen so lange überarbeitet werden, bis die bestmögliche Passung erreicht worden ist.

Reflexion

In einer Nachbesprechung betonten die Schüler:innen, dass sie die gestellten Fragen als teilweise etwas schwierig empfunden hätten und ihnen vor allem die Problemdefinition schwergefallen sei, weshalb bei einer Durchführung mit Schüler:innen hierauf besonders geachtet werden sollte. Bezüglich der Zusammenarbeit in einem Team mit teils fremden Personen berichteten die Schüler:innen davon, dass sie sich schnell verstanden hätten, nichts peinlich sein musste und der Austausch mit anderen Menschen bezüglich ihrer Bedürfnisse sehr interessant gewesen sei. Zudem wertschätzten einige Schüler:innen explizit die Methode des Design Dash und äußerten den Wunsch nach ähnlichen Methoden und Vorgehensweisen im Unterricht. Ein Schüler beendete seine Ausführungen mit den Worten „Endlich fragt uns mal jemand, was wir gut finden.“

Quellen

Hasso-Plattner-Institut (o. D.). Was ist Design Thinking? https://hpi.de/school-of-design-thinking/design-thinking/was-ist-design-thinking.html (Abgerufen am 20.02.2024)

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Nina Kelm

Nina Kelm

Wissenschaftliche Hilfskraft im Innovation Hub INKLUSION

Nina Kelm ist wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität Leipzig und unterstützt den Innovation Hub INKLUSION seit Januar 2022. Sie interessiert sich für die Themen Inklusion und inklusive Bildung, Design-Based Research sowie Stereotype Threat. Aktuell arbeitet sie an ihrer Dissertation im Bereich der inklusiven Schulentwicklung.