Aus dem Werkzeugkasten: SeELe

Sozial-emotionale Entwicklung mit Lernleitern

Lea Rüger
Lea Rüger
Erstellt am 28.03.2024.

Beim Trainingsprogramm Sozial-emotionale Entwicklung mit Lernleitern (SeELe) handelt es sich um ein Konzept zur Förderung sozialen und emotionalen Lernens. Die Zielgruppe umfasst nicht nur Schüler:innen mit emotional-sozialem Förderbedarf, sondern alle Schüler:innen ab der Sekundarstufe I. Auch der Einsatz in der Sekundarstufe II und in berufsvorbereitenden Maßnahmen ist denkbar.

SeELe integriert zwei methodische Ansätze, die MultiGradeMultiLevel-Methology (MGML) und das Kooperative Lernen. Somit setzt das Programm klare Schwerpunkte auf Eigenaktivität und Interaktion der Schüler:innen. Die aus der MGML stammende Lernleiter ist das strukturierende Element des Programms und verfügt über 5 Ebenen. Innerhalb dieser sind Aufgaben und Aktivitäten angelegt, dessen Bearbeitung zur Erreichung von Milestones und zum Voranschreiten auf der Lernleiter führen. Auf Ebene 1 werden die Grundlagen für die Lernleiter und das Kooperative Lernen geschaffen, indem die Themen Kooperation, Kommunikation und Biografie behandelt werden. Ab Ebene 2 werden Emotionen thematisiert, begonnen bei Grundemotionen wie Wut, Trauer, Angst und Freude bis hin zu erweiterten Emotionen wie z.B. Stolz oder Scham. Die Milestones der einzelnen Ebenen sind im Handbuch explizit erläutert und umfassen klar definierte Lernziele.

Das Besondere an der SeELe-Lernleiter ist, dass sie individuelles und soziales Lernen auf unterschiedlichen Ebenen und Anforderungen verbindet und somit der Heterogenität einer inklusiven Schülerschaft gerecht werden möchte. Außerdem kann die Lernleiter entweder von unten nach oben bearbeitet werden oder als Sammlung von Inhalten verstanden werden, eine Art „Vorratskammer“, aus der einzelne Aktivitäten oder Materialien herausgegriffen werden können. Mit Erwerb des Handbuchs erhält man auch Zugang zu den Online-Materialien.

Insgesamt ist SeELe gründlich durchdacht, theoretisch fundiert und mit viel Sorgfalt konzipiert. Das Programm überzeugt aufgrund seiner hohen Konzept- und Umsetzungsqualität. Jedoch werden im Handbuch auf keine Befunde für die empirische Wirksamkeit von SeELe verwiesen und auch Schmalenbach et al. (2019) betonen selbst, dass die nächsten Schritte erste Erprobungen sein werden. Damit kann das Programm vorerst (noch) nicht als evidenzbasiert eingeschätzt werden. Hierzu benötigt es Belege für die Wirksamkeit des Programms im Sinne einer evidenzbasierten (sonder-)pädagogischen Praxis.

Quellen

Handbuch: Müller, T., Grieser, A., Roos, S. & Schmalenbach, C. (2022). Sozial-emotionale Entwicklung mit Lernleitern (SEELE): Ein Programm für die Sekundarstufe I. Ernst Reinhardt Verlag.

Zeitschriftenartikel (Open Access) Schmalenbach, C., Roos, S., Müller, T. & Grieser, A. (2019). SEELE – Sozial-emotionale Entwicklung mit Lernleitern. In Emotionale und Soziale Entwicklung in der Pädagogik der Erziehungshilfe und Bei Verhaltensstörungen (S. 174–184). https://doi.org/10.25656/01:25191

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Lea Rüger

Lea Rüger

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Innovation Hub INKLUSION

Lea Rüger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Teilhabewissenschaften der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit den Einstellungen der Allgemeinbevölkerung zur inklusiven Bildung. Weitere Forschungsinteressen liegen im Bereich der Evidenzbasierung von Unterricht und Förderung.