Aus dem Werkzeugkasten: Professionsunabhängige Einstellungsskala zum Inklusiven Schulsystem (PREIS)

Nina Kelm
Nina Kelm
Erstellt am 07.05.2022.

Ein wichtiger Aspekt in der praktischen Umsetzung von Inklusion ist die Frage, was Inklusion für die beteiligten Personen überhaupt bedeutet. Unterschiedliche Perspektiven sind dabei nicht nur in der Praxis, sondern ebenfalls in der Wissenschaft zu finden. Hilfsmittel wie die Professionsunabhängige Einstellungsskala zum Inklusiven Schulsystem (PREIS)1 setzen hier an und können dabei helfen, ein gemeinsames Verständnis von Inklusion zu entwickeln, welches die Einstellungen der beteiligten Personen berücksichtigt.

Konkret können mit Hilfe der PREIS Einstellungen zum inklusiven Schulsystem gemessen werden, ohne dass dabei ein Bezug zu professionsspezifischem Fachwissen nötig wäre. PREIS eignet sich damit für den Einsatz in einer Vielzahl von Situationen und insbesondere in Projekten mit heterogenen Gruppen von Beteiligten.

PREIS ist ein validierter Fragebogen, welcher auf einer fünfstufigen Ratingskala den Grad der Zustimmung in Bezug auf insgesamt 14 Aussagen (oft auch Items genannt) erfragt. Die Validität von PREIS ist in insgesamt vier Studien bestätigt worden, wobei die Stichprobe sich aus Mitarbeitenden eines mittelgroßen Unternehmens, Lehramtsstudierenden im dritten Semester, Gymnasiallehrkräften und den Auszubildenden eines Berufsförderungswerks zusammensetzte.

Aufgrund der zu Beginn bereits erwähnten Begriffsunschärfe von Inklusion liegt dem Instrument eine Definition zugrunde, welche Transparenz in Bezug auf das Verständnis eines inklusiven Schulsystems schafft:1

In einem inklusiven Schulsystem besuchen alle Kinder eine gemeinsame Schule. Die Schulen fühlen sich verantwortlich für die Förderung und Unterstützung aller Kinder – unabhängig von ihren Lernvoraussetzungen, Erfahrungen und Bedürfnissen. Sie bieten einen Unterricht an, der allen Kindern Lernmöglichkeiten bietet, und schließen niemanden davon aus.

Damit sind ausdrücklich alle Kinder gemeint, also nicht nur diejenigen mit Behinderungen. Denken Sie auch an alle möglichen Ethnien und Religionen, schwierige Lebenslagen, Armut, Delinquenz, besondere soziale und emotionale Bedürfnisse, unterschiedliche Herkunftsfamilien sowie Talente und Begabungen.

Diese Definition ist dem Fragebogen vorangestellt, um sicher zu stellen, dass alle Befragten von einer vergleichbaren Ausgangsposition aus bewerten und somit auch die Ergebnisse vergleichbar sind.

Entsprechend des zugrunde liegenden Inklusionsverständnisses wird bewusst auf kategorisierende Formulierungen, beispielsweise die Zuordnung in die Gruppen “mit/ohne Behinderung” oder “mit/ohne sonderpädagogischen Förderbedarf”, verzichtet. Dementsprechend können mit der PREIS nicht explizit die Einstellungen zu Menschen mit Behinderungen und deren Förderung in Regelschulklassen erfasst werden. Beachtet werden muss zudem, dass einige Antworttendenzen nicht vollständig vermeidbar sind.2

Die PREIS ist für alle Interessierten unter einer CC-BYSA-Lizenz frei verfügbar.

  1. Lüke, T., & Grosche, M. (2016). PREIS - Professionsunabhängige Einstellungsskala zum Inklusiven Schulsystem. https://doi.org/10.6084/m9.figshare.2245630  2

  2. Lüke, T., & Grosche, M. (2018). PREIS - Konstruktion und Validierung der Professionsunabhängigen Einstellungsskala zum Inklusiven Schulsystem. https://doi.org/10.25656/01:15958 

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Nina Kelm

Nina Kelm

Wissenschaftliche Hilfskraft im Innovation Hub INKLUSION

Nina Kelm ist wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität Leipzig und unterstützt den Innovation Hub INKLUSION seit Januar 2022. Sie interessiert sich für die Themen Inklusion und inklusive Bildung, Design-Based Research sowie Stereotype Threat. Aktuell arbeitet sie an ihrer Dissertation im Bereich der inklusiven Schulentwicklung.